03.04.20255min

„Moore müssen nass!“ - Spatenstich in der Uckermark setzt Zeichen für Klimaschutz

„Moore müssen nass!“ - Spatenstich in der Uckermark setzt Zeichen für Klimaschutz
„Moore müssen nass!“ - Spatenstich in der Uckermark setzt Zeichen für Klimaschutz

Der symbolische Spatenstich im Sernitz-Moor bei Angermünde in Brandenburg markiert den Beginn eines bedeutenden Modellprojekts zur Wiedervernässung von Mooren. Es wurde gemeinsam von der Umweltstiftung Michael Otto und der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, ins Leben gerufen und ist Teil der Initiative toMOORow. Diese setzt sich für die Wiedervernässung und nachhaltige Nutzung von Mooren ein und verbindet somit Ökologie mit Ökonomie. Die Otto Group unterstützt die Klimaschutzinitiative seit nunmehr vier Jahren. Auch die Politik hat das Potential der Moore für den Klimaschutz erkannt: Bereits 2021 haben Bund und Länder konkrete Ziele für den Moorbodenschutz vereinbart, im Jahr 2022 wurde darüber hinaus die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen.

Beim feierlichen Auftakt am 1. April waren neben den beiden Stiftungsgründern Prof. Dr. Michael Otto und Prof. em. Dr. Michael Succow, auch die beiden geschäftsführenden Bundesminister*innen Steffi Lemke und Cem Özdemir dabei.

Vom Klimakiller zum Klimaschützer
Moore sind unverzichtbare Ökosysteme für den globalen Klimaschutz. Sie bedecken zwar nur drei Prozent der globalen Landfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen – allerdings nur, wenn sie nass sind. Im entwässerten Zustand stoßen sie große Mengen an Treibhausgasemissionen aus. In Deutschland sind rund 95 Prozent der Moore trockengelegt, u.a. für die landwirtschaftliche Nutzung, womit sie für etwa sieben Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich sind. Das Leuchtturmprojekt im Sernitz-Moor soll nun auf einer Fläche von 80 Hektar zeigen, dass die Wiedervernässung von Mooren mit einer nachhaltigen Landnutzung – die sogenannte Paludikultur – Hand in Hand gehen kann.

Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach in ihrem Grußwort von einem Tag, der gerade in diesen Zeiten Optimismus verbreite. „Projekte wie dieses zeigen, wie wir Klimaschutz, Naturschutz und wirtschaftliche Perspektiven miteinander verbinden können,“ so Lemke. Viele Menschen hätten inzwischen erkannt, dass Moore die besten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise seien. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass auch die zukünftige Bundesregierung aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen den natürlichen Klimaschutz fortsetzen werde. Cem Özdemir, geschäftsführender Bundeslandwirtschaftsminister betonte, dass der Schutz der Moore und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zusammengedacht werden müssen: „Mit Paludikultur schaffen wir eine Landnutzung, die langfristig tragfähig ist und gleichzeitig das Klima schützt.“

Bagger im Moor für mehr Klimaschutz
Bis es jedoch soweit ist, sind einige vorbereitende Maßnahmen auf dem derzeit noch trockenen Torfboden erforderlich. Dazu gehören das Zuschütten von Entwässerungsgräben und der Bau kleiner Stauwälle. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Wasser in der Landschaft zu halten, Treibhausgasemissionen um bis zu 1.200 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr zu reduzieren und die Wiederansiedlung moortypischer Pflanzen- und Tierarten zu ermöglichen. Nachdem die Genehmigung für die Bauarbeiten erteilt wurde, stehen die Bagger bereit, um nach dem Ende der Brutzeit mit den Arbeiten zu beginnen.

Bagger im Sernitz-Moor markiert den Beginn der Restaurierungsarbeiten
Bagger im Sernitz-Moor markiert den Beginn der Restaurierungsarbeiten
© Lucas Treise / BioFilm / Michael Succow Stiftung

Prof. Dr. Michael Otto, Vorsitzender des Kuratoriums der Umweltstiftung Michael Otto und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Otto Group über die Bedeutung des Vorhabens: „Der heutige Spatenstich im Sernitz-Moor ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kombination aus Moorschutz und landwirtschaftlicher Nutzung ein vielversprechender Weg ist. Nun müssen wir das in die Breite tragen und auch in der Politik und in der Landwirtschaft die Weichen dafür stellen, dass möglichst schnell viel Moorfläche wiedervernässt wird und die dort entstehende Biomasse als nachwachsender regionaler Rohstoff von unserer heimischen Wirtschaft genutzt werden kann.“

Der Spatenstich im Sernitz-Moor ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kombination aus Moorschutz und landwirtschaftlicher Nutzung ein vielversprechender Weg ist.

Prof. Dr. Michael Otto

Dr. Otto unterstrich darüber hinaus, dass das deutsche Klimaziel, bis 2045 jährlich 50.000 Hektar trockengelegte Moore wiederzuvernässen, nur durch die fortdauernde Unterstützung der neuen Bundesregierung und die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren realisierbar sei.

Und Prof. Dr. em. Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises und Stifter der Michael Succow Stiftung, ergänzt: „Inzwischen haben wir begriffen: Moore müssen wieder wachsen dürfen, damit sie CO₂ in Form von Torf akkumulieren, Last- und Schadstoffe festhalten, als große Verdunstungsflächen und damit Kühlräume für die sich ständig erhitzende Erde dienen können. Bei diesem Projekt geht es also nicht allein um Naturschutz, sondern um unsere Zukunftsfähigkeit!"

Bei diesem Projekt geht es nicht allein um Naturschutz, sondern um unsere Zukunftsfähigkeit!

Prof. Dr. em. Michael Succow

Pionierarbeit: Ein Modell für die Zukunft
Neben dem ökologischen Nutzen bietet die Wiedervernässung auch wirtschaftliche Chancen. „Der Umstieg auf eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen ermöglicht Unternehmen den Zugang zu nachwachsenden, regionalen Rohstoffen, die im besten Fall fossile und mineralische ersetzen oder den Verbrauch anderer nachwachsender Biomasse wie Holz entlasten – beispielsweise für die Produktion von Verpackungsmaterialien, Bau-/Dämmstoffen und sogar Möbeln“, erklärt Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto. Ziel sei es, eine naturbasierte Lösung gegen Klimakrise und Artensterben zu etablieren, die gleichzeitig der Wirtschaft und der Landwirtschaft bei ihren Herausforderungen helfen kann. „Wenn wir es schaffen, Produkte aus Paludikultur im Markt zu etablieren und so für die Landwirtschaft ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell anzubieten, könnte das ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz sein“, ist Claudia Bühler überzeugt. Doch dafür brauche es neben der Unterstützung aus der Politik und dem Veränderungswillen der Landwirtschaft auch starke Partner aus der Wirtschaft.

Wenn wir es schaffen, Produkte aus Paludikultur im Markt zu etablieren und so für die Landwirtschaft ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell anzubieten, könnte das ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz sein.

Claudia Bühler

Die haben sich vor fast genau einem Jahr in der „Allianz der Pioniere“ zusammengefunden, ein Verbund starker und entschlossener Wirtschaftspartner, die sich mit ihrem Innovationsgeist und Unternehmertum dem Klima- und Artenschutz verpflichten und sich über Pilotprojekte aktiv an der Inwertsetzung von Paludi-Biomasse einbringen. Das Ziel ist es, leistungsstarke Produkte zu entwickeln und zu skalieren.

Paludi-Karton von OTTO
Paludi-Karton von OTTO

Die Konzerntochter OTTO konnte so bereits im vergangenen Jahr 100.000 Versandkartons mit einem Anteil von 10 Prozent Paludi-Biomasse aus Nasswiesengräsern wie Seggen und Binsen produziert und im Einsatz bei Kund*innen getestet werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass die neuen Verpackungen problemlos in die logistischen Abläufe integriert werden können. Bis 2028 sollen dann alle OTTO-Versandkartons einen höchstmöglichen Anteil an Paludi-Biomasse enthalten, um dadurch unter anderem auch Anreize bei den Landwirt*innen zur Wiedervernässung trockengelegter Moorflächen zu setzen.

Fotos: Lucas Treise / BioFilm / Michael Succow Stiftung und Otto Group


Die Otto Group braucht Deine Zustimmung (Klick auf „Ich stimme zu”) bei vereinzelten Datennutzungen, um Informationen auf Deinem Gerät zu speichern und/oder abzurufen (IP-Adresse, Nutzer-ID, Browser-Informationen, Geräte-Kennungen). Die Datennutzung erfolgt für Anzeigen- und Inhaltsmessungen sowie um Erkenntnisse über Zielgruppen zu gewinnen. Mehr Infos zur Einwilligung (inkl. Widerrufsmöglichkeit) und zu Einstellungsmöglichkeiten gibt’s jederzeit hier. Mit Klick auf den Button „Ablehnen“ kannst Du Deine Einwilligung jederzeit ablehnen.