Quiet Quitting, Frühfluktuation, Fachkräftemangel – der Arbeitsmarkt verändert sich gerade tiefgreifend. Wie die Otto Group es schafft, in Zeiten der Transformation handlungsfähig zu bleiben.
In den letzten Monaten entwickelte sich Quiet Quitting vom TikTok-Trend zum breit diskutierten Phänomen. Es begann mit einem Video des Software-Entwicklers und TikTokers Zaid Khan, in dem er den Begriff unter dem Hashtag #workreform und folgenden Worten vorstellt:
Das Video ging viral und hat weit über drei Millionen Views. Es folgten zahlreiche weitere Clips auf Twitter und TikTok, Blogposts und Artikel, die Khans Ansatz weitertrugen und debattierten. Viele fanden sich in seinen Worten wieder. Andere warfen den Quiet Quittern Faulheit vor oder beschuldigten sie – wie etwa der frühere US-Finanzminister Larry Summers – für die sinkende Produktivität in den USA verantwortlich zu sein.
Khan hatte offensichtlich einen Nerv getroffen. Und das ist kein Zufall. Seit einigen Jahren wälzt sich der Arbeitsmarkt um. Quiet Quitting ist dabei ein Symptom von vielen. So nimmt etwa die Frühfluktuation von Arbeitnehmer*innen, also das Kündigen innerhalb des ersten Jahres nach Anstellung, immer weiter zu. Wenn Mitarbeiter*innen merken, dass es nicht passt, dann gehen sie. Durch den sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel müssen die meisten kaum befürchten, lange ohne Job zu sein.
Zaid Khan sagte, dass er während der Pandemie gemerkt hatte, wie sehr overworking seine Gesundheit angriff. Physisch und psychisch. Er kündigte und nahm eine Stelle an, bei der sein Chef seine Bedürfnisse ernstnimmt. An seinem Beispiel sieht man, dass sich der Arbeitsmarkt in vielen Industrienationen von einem reinen Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmer*innenmarkt wandelt. Mitarbeitende können in vielen Bereichen mehr denn je ihre Arbeitsbedingungen mitbestimmen. Die Arbeitgeber müssen sich immer öfter anpassen und nicht umgekehrt. Aus Studien und Umfragen der letzten Jahre – wie etwa der Working in Fashion-Studie der Fachzeitschrift Textilwirtschaft – geht hervor, dass Menschen heute nicht unbedingt per se weniger arbeiten möchten, aber anders. Freier, flexibler, selbstbestimmter. Und sie möchten, dass ihre Leistungen mehr anerkannt werden.
Die Otto Group hat früh erkannt, dass Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit in Zeiten der Transformation die Hebel sind, um langfristig performant zu bleiben und neue wie bestehende Talente für sich zu begeistern. Wie wir arbeiten, welche Skills wir benötigen oder wie ein Team effizient und empathisch geführt wird, all das steht fortlaufend auf dem Prüfstand und entwickelt sich stetig weiter. Dank unseres vor sieben Jahren eingeleiteten Kulturwandel-Prozesses haben wir in der Otto Group weitreichende Veränderungen angestoßen, durch die unsere Organisation anpassungsfähig geworden ist. Unsere Haltung ermöglicht es uns, immer wieder neue Methoden und Prozesse auszuprobieren, uns weiterzuentwickeln und flexibel auch neue Marktgegebenheiten einzustellen – das macht uns stark für die Zukunft. Dafür war und ist das tägliche Lernen genauso wichtig wie der persönliche Austausch. Zwischen Konzernleitung und Mitarbeitenden, zwischen Führungskräften und ihren Teams, im Großraumbüro und in der Videokonferenz. Über Unternehmens- und Bereichsgrenzen hinweg herrscht konzernweit eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre auf Augenhöhe, in der jede*r Erfahrungen und Wissen einbringen kann, um gemeinsam den richtigen Weg zu finden. Die Bereitschaft, sich und die Organisation verändern zu können, ist und bleibt dabei die wichtigste Voraussetzung.
Der Kulturwandel ist so kein Projekt Einzelner, sondern ein gemeinsamer konzernweiter Prozess, der uns stark für die Zukunft macht – wirtschaftlich und menschlich. Er stärkt das Wir-Gefühl und die Identifikation mit dem Unternehmen. Zudem sind Werte und die Verantwortung für Mensch und Natur tief in unserem Selbstverständnis verankert – und auch in dem unserer Mitarbeitenden. Das schafft ein Umfeld, das idealerweise dazu führt, Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden. Darüber hinaus unterstützen wir in der Otto Group unsere Kolleg*innen dabei, ihre Arbeit nicht in die Freizeit auszudehnen. „Working at work“ ist uns wichtig, genauso wie sinnvolle Tätigkeiten, die erfüllend sind. Das gelingt sicher nicht immer und überall. Aber gemeinsam arbeiten wir daran. Das gilt auch ganz wortwörtlich für die tägliche Zusammenarbeit: In vielen Konzerngesellschaften leben wir eine hybride Arbeitskultur nach dem Activity-based Working-Konzept, bei dem Teams und Beschäftigte selbstbestimmt entscheiden, wo sie am besten arbeiten können.