05.04.20223min

Klimabilanz Onlinehandel: Besser als sein Ruf

Klimabilanz Onlinehandel: Besser als sein Ruf
Klimabilanz Onlinehandel: Besser als sein Ruf

Es gibt viele Vorurteile gegenüber dem E-Commerce. Er sei umweltschädlich, der CO₂-Ausstoß hoch und der Energiebedarf enorm. Doch mehrere Studien haben gezeigt, dass die Klimabilanz des Onlinehandels besser ist als die von stationären Geschäften.

Schon 2015 gab die Otto Group eine Studie beim Deutschen Clean Tech Institute (DCTI) zur Umweltbelastung durch den E-Commerce in Auftrag. Das Ergebnis war für viele überraschend. Die Klimabilanz war günstiger als erwartet und der CO₂-Ausstoß im Vergleich zum stationären Handel in den meisten Modellversuchen sogar geringer. Dieses Fazit wurde durch eine Analyse von Expert*innen der Universität St. Gallen bestätigt. Weitere Studien etwa durch das Umweltbundesamt (Dezember 2020) oder der E-Commerce-Plattform Gambio (November 2021) kamen zu ähnlichen Resultaten: „Online“ hat in der Ökobilanz gegenüber „offline“ Vorteile. Allerdings unterscheiden sich bei den Handelsarten die Stellen, an denen Belastungen für die Umwelt besonders auftreten. Das gibt uns Hinweise, wo wir diese weiter reduzieren oder ganz vermeiden können.

Transport

Emissionen – jenseits der Produktion der Waren – treten vor allem beim Transport der Waren auf. Bis der Fernseher, die Schuhe oder das T-Shirt aus dem Lager bei den Kund*innen zu Hause sind, durchlaufen sie mehrere Stationen.

Lieferkette im stationären Handel ab Zentrallager mit durchschnittlichen CO₂-Emissionen
Lieferkette im stationären Handel ab Zentrallager mit durchschnittlichen CO₂-Emissionen
Lieferkette im E-Commerce ab Zentrallager mit durchschnittlichen CO₂-Emissionen
Lieferkette im E-Commerce ab Zentrallager mit durchschnittlichen CO₂-Emissionen

Laut der Studie des Umweltbundesamtes ist beim Onlinehandel der CO₂-Ausstoß auf dem Weg vom Zentrallager bis zum Paketzentrum höher als bei der vergleichbaren Route der Ware vom Lager ins Geschäft. Allerdings können sich auf dem letzten Abschnitt zum Wohnort der Kund*innen, der sogenannten "letzten Meile", erhebliche Unterschiede ergeben. Fahren sie mit dem Auto zum Einkaufen in die Stadt, steigen die Emissionen je nach Strecke noch einmal an, während sie beim E-Commerce vergleichsweise niedrig sind. Das liegt daran, dass Paketzusteller*innen viele Lieferungen in ihren Transportern verstauen können, was sehr viel effizienter ist als die individuelle Fahrt mit dem PKW. Gehen die Kund*innen allerdings zu Fuß zum Geschäft oder nehmen das Fahrrad, kommen keine weiteren transportbedingten Emissionen hinzu – ein Vorteil für den stationären Handel. Insgesamt kommen alle Studien aber zum gleichen Ergebnis: Durch die effiziente Auslieferung auf der letzten Meile bleibt der CO₂-Ausstoß des E-Commerce niedriger als beim stationären Handel. Selbst wenn man die Retouren hinzuzählt.

Maßnahmen der Otto Group

Um die transportbedingten Emissionen weiter zu minimieren und bis 2030 vollkommen zu vermeiden, arbeiten wir an verschiedenen Maßnahmen:

 

Wir stellen die Auslieferung weiter auf E-Mobilität um. Unsere Paketbot*innen werden vor allem in städtischen Bereichen mit umweltschonenderen Lastenrädern und E-Transportern unterwegs sein.

 

Durch den Ausbau des Paketshop-Netzes von Hermes und die Einrichtung von Paketstationen, an denen Kund*innen rund um die Uhr ihre Lieferungen abholen können, verhindern wir Mehrfachfahrten durch die Paketzusteller*innen. Und Lösungen wie die Nachbarschaftszustellung oder die Wunschzustellung zu vereinbarten Zeiten verringern ebenfalls die Anzahl der Fahrten.

 

Auch die intelligente Tourenplanung trägt zur Reduktion des Schadstoffausstoßes während der Auslieferung der Ware an die Verbraucher*innen bei. Eine Software hilft den Zusteller*innen, die schnellsten Routen während der Auslieferung zu finden und warnt sie rechtzeitig vor Staus und zähfließendem Verkehr. Der Einsatz des Tools hat schon jetzt dazu geführt, dass täglich 12 bis 16 Tonnen transportbedingte CO₂e-Emissionen eingespart werden.

 

Wir haben mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Anzahl der Retouren zu vermindern.

Energie und Heizung

Lagerhallen und Geschäfte brauchen Strom und müssen klimatisiert werden. Außerdem benötigt die IT-Infrastruktur Energie. Auch hier fallen also sowohl im E-Commerce als auch im stationären Handel Emissionen an. Allerdings ist die Energiebilanz der Offlinehändler um einiges schlechter als beim Onlinehandel. Denn sie müssen ihre Verkaufsflächen beleuchten, beheizen oder im Sommer kühlen, was beim E-Commerce komplett entfällt. Die Zahlen des Bundesumweltamtes sind eindeutig:

Spannweite CO₂ Emissionen des Gebäudeenergieverbrauchs (g CO₂ pro 50 EUR Einkauf)
Spannweite CO₂ Emissionen des Gebäudeenergieverbrauchs (g CO₂ pro 50 EUR Einkauf)

Die Autor*innen der Gambio-Studie weisen darauf hin, dass bei diesen Zahlen der Stromverbrauch der IT-Infrastruktur nicht eingerechnet wurde. Er liege beim E-Commerce höher als im stationären Handel, falle aber beim Vergleich des Gebäudeenergieverbrauchs insgesamt kaum ins Gewicht. Es bleibt dabei: Die schlechtere Energiebilanz des stationären Handels in diesem Bereich vergrößert den ökologischen Fußabdruck erheblich. Hier liegen die Vorteile beim E-Commerce:

Energiebedingte CO₂-Emissionen pro Einkauf (in Gramm)
Energiebedingte CO₂-Emissionen pro Einkauf (in Gramm)

Verpackungen

Die Menge an Verpackungsabfall schmälert die Umweltbilanz des E-Commerce, auch wenn im stationären Handel ebenfalls Verpackungen bei Anlieferung und Lagerung anfallen. Je mehr Kund*innen online bestellen, desto mehr Ware muss in Kartons und Tüten verpackt werden. Zwar landet der größte Teil der Verpackungen im Altpapiercontainer und kann recycelt werden. Trotzdem verbraucht deren Herstellung Ressourcen, und auf Plastik können wir bisher nicht ganz verzichten. Abfallvermeidung ist deshalb ein überaus wichtiges Ziel.

Maßnahmen der Otto Group

 

Wir haben die Dicke der Kartonagen insgesamt auf ein Minimum reduziert.

 

Durch digitale Berechnung passen wir die Größe der Verpackungen besser an die zu versendenden Produkte an. Die Pakete werden dadurch kleiner, können effizienter beim Transport verstaut werden und tragen zu einer optimalen Auslastung der Fahrzeuge bei. Insgesamt können wir mehr Ware pro Lieferung verschicken. Das mindert den CO₂-Ausstoß.

 

Wir verzichten möglichst auf Füllmaterial. Nur bei sehr zerbrechlicher Ware geht das noch nicht.

 

Wir unterstützen Start-ups und Projekte, die dabei helfen, Plastik wieder zu verwenden. Etwa WILDPLASTIC, das aus weltweit gesammeltem Plastikmüll recycelbare Plastiktüten herstellt. Oder das Unternehmen traceless, das eine biologisch abbaubare Alternative zu herkömmlichem Kunststoff entwickelt hat. Oder die spanische Firma Cadel Deiking, die mit einem innovativen Verfahren ein hochwertiges Verwerten der Plastiktüten ermöglicht.

Fazit

Zählt man alle Faktoren zusammen, also transportbedingte Emissionen, Energie für Infrastruktur, Retouren und Verpackung, kommen die bisherigen Studien zu einem ähnlichen Ergebnis: Die Umweltbilanz des E-Commerce ist besser als die des stationären Handels. Wenn Kund*innen zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkaufen gehen, sinkt zwar der gesamte CO₂-Ausstoß auf der Transportseite beim stationären Handel, es bleibt aber der Energiebedarf der Geschäfte selbst. Festzuhalten ist: Sowohl beim Online- als auch beim Offlinehandel gibt es noch viel Potential, die Klimabilanz zu verbessern. Wir müssen die Emissionen weiter verringern, den Strombedarf ebenfalls. Wir arbeiten dran!


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