„Apple Intelligence“ und ihre Bedeutung für den E-Commerce – ein Kommentar von Johanna Hinz

Wenn man in der Tech-Branche arbeitet und sich viel mit neuen Trends beschäftigt, wird man selten von einer Ankündigung wirklich aus den Socken gehauen. Anders war das im November 2022 als ChatGPT veröffentlicht wurde. Man konnte spüren, dass hier etwas Großes kommt. In der Regel dauert es einige Zeit, bis so eine technische Innovation Einzug in unseren Alltag hält und so regelmäßig und tiefgreifend genutzt wird, dass sie unser Leben wirklich verändert. Wenn ihr dies überhaupt gelingt.

Ich selbst nutze Sprachassistenten tagtäglich, beispielsweise um mich an To-dos erinnern zu lassen oder einen Timer zu stellen, damit mein Tee nicht zu lange zieht. Aus diesem Grund hatte ich direkt die These, dass erst durch die Integration von generativen KI-Sprachmodellen in die bereits bekannten Sprachassistenten die wirkliche Marktdurchdringung gelingen wird. Der leichte Zugang zu GenAI hat den Hype aus meiner Sicht überhaupt erst ausgelöst. Die Integration in Sprachassistenten wird die Nutzungszahlen nun in bisher ungeahnt Höhen treiben.

Die gestrige Ankündigung aus Cupertino, nun „Apple Intelligence“ auf unsere Endgeräte zu bringen, bedeutet meiner Meinung nach den bisher größten Sprung in der Entwicklung rund um künstliche Intelligenz – nicht technisch gesehen, aber aus Kund*innenperspektive. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Verfügbar wird der KI-Assistent ab Herbst zunächst für neuere Modelle von iPhone, iPad und Macs in den USA, die Pläne für Europa sind noch unklar.

Wir gehen damit den ersten großen Schritt in Richtung eines wirklich potenten digitalen Assistenten. Das wird unseren Alltag und viele Bereiche unseres Lebens grundlegend verändern – mit weitreichenden Konsequenzen für Branchen wie den E-Commerce. Früher oder später werden die Sprachassistenten nicht mehr nur Informationen bereitstellen, Bilder bearbeiten und Texte kuratieren können, sondern auch für uns einkaufen. Warum ist das so? Apple – wie auch Google und im Arbeitskontext Microsoft – haben in den vergangenen Jahren vor allem über die Endgeräte ganze Ökosysteme rund um ihre Kund*innen aufgebaut. In diesen Ökosystemen sind bereits sehr viele Daten bekannt, von Fotos und Terminen im Kalender über Standorte und Mail-Accounts bis hin zum Banking. Diese Daten sind der Treibstoff für die Nutzung digitaler Assistenten und die Grundlage für eine echte Personalisierung.

Mit Hilfe dieser und weiterer Daten können intelligente digitale Assistenten ohne großen Aufwand beispielsweise Artikel suchen, die auf den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben basieren. Statt also im Online-Shop nach Marken, Größe, Farbe und Stil zu filtern, erstellt künftig mein persönlicher GenAI-Assistent im Smartphone beispielsweise personalisierte Produktlisten, die die Shoppingexperience inspirierender und bequemer machen.Ich glaube, diese Innovationen werden den E-Commerce grundlegend verändern. Und vor allem bin ich überzeugt, dass wir mit diesem Schritt nun endgültig in der KI-Ära angekommen sind.