05.05.20235min

Künstliche Intelligenz: Sehende Roboter und die Logistik von morgen

Künstliche Intelligenz: Sehende Roboter und die Logistik von morgen
Künstliche Intelligenz: Sehende Roboter und die Logistik von morgen
Kay Schiebur über die AI-Revolution der Logistik

Keine andere Technologie wird in den nächsten Jahren so disruptiv sein wie Artificial Intelligence (AI). Die Otto Group ist ganz vorne dabei bei dieser Innovation. Mithilfe von Robotern wird sie die Logistik revolutionieren. Eine strategische Partnerschaft mit dem kalifornischen Startup Covariant hilft dabei.

Die Zukunft ist so greifbar wie noch nie – künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Noch vor wenigen Monaten war es für die meisten kaum vorstellbar, dass AI Texte, Bilder, komplexe Abläufe und Programme auf erstaunlich hohem Niveau generiert. Visionäre Forscher*innen arbeiten daran, dass Qualität und Handhabbarkeit sich stetig verbessern – und das in rasantem Tempo. Man kann nur erahnen, wie sehr das auch die Arbeitswelt in den nächsten Jahren revolutionieren wird. Klar ist jedoch, dass wir am Beginn eines beispiellosen Wandels stehen – auch im E-Commerce.

Wenn von dem riesigen Potenzial der AI die Rede ist, konzentriert sich die Diskussion bisher meist auf die digitalen Sprachfähigkeiten. Es geht, allgemein gesagt, um digitale Güter. Doch könnte eine Technologie wie ChatGPT auch auf physische Objekte in der materiellen Welt angewendet werden? Zum Beispiel über Robotik? Die Antwort lautet: Ja. Das kalifornische Startup Covariant, das von Insidern als weltweit führender Anbieter von KI-Robotik gesehen wird, steht seit 2017 an der Spitze dieser Entwicklung. Das Unternehmen mit Sitz in Berkeley hat das weltweit erste Grundlagenmodell für Robotik entwickelt. Einfach gesagt: Roboter werden befähigt, autonom Entscheidungen zu treffen. Damit kann die Welt der Logistik neu gedacht und organisiert werden – also alles, was mit Warenfluss, Verteilung, Konfektionierung und Bewegung von Gütern zu tun hat. Und zwar gemeinsam mit der Otto Group, die eine strategische Partnerschaft mit dem Unternehmen eingeht.

2017

Das Unternehmen wurde 2017 von Pieter Abbeel, Peter Chen, Rocky Duan und Tianhao Zhang gegründet, die im Silicon Valley als die innovativsten Vordenker in Sachen künstlicher Intelligenz und Deep Learning gelten.

222 Mio

Seit seiner Gründung konnte Covariant Investitionskapital in Höhe von 222 Millionen Dollar einwerben.

Order Picking Competition

Von 20 teilnehmenden Tech-Unternehmen waren die Roboter von Covariant die einzigen, die bei einer von der Robotik-Firma ABB veranstalteten Order Picking Competition alle Aufgaben bewältigen konnten.

Der Herzschlag des E-Commerce ist die Logistik
Logistik ist so etwas wie der Motor, der den Handel am Laufen hält, vor allem den Online-Handel. Kund*innen bekommen von der Logistik in der Regel nur die letzte Stufe mit: die Belieferung. Damit es aber dazu kommt, sind entscheidende und sehr arbeitsaufwändige Schritte vorher nötig: die Konfektionierung, also die Auswahl, die Zusammenstellung und die Verpackung einzelner Waren zu individuellen Bestellungen. Da in Verteilerzentren oft Zehntausende verschiedene Produkte lagern, handelt es sich dabei um einen einerseits sehr komplexen, andererseits sehr mühsamen und repetitiven Prozess – für den zunehmend Fachkräfte fehlen. Die Otto Group geht daher einen visionären Schritt. Gerade in Zeiten der Krise investiert sie in die Zukunft: in den Logistikzentren der Otto Group werden sukzessive mehr als 100 AI-Roboter zum Einsatz kommen, die die Konfektionierung der Waren übernehmen. Der Start ist in den Zentren in Haldensleben und Altenkunstadt geplant.

Prozesse völlig neu denken
Maßgeblich mit verantwortlich für die Kooperation mit dem Technik-Startup ist Raphael Adrian Maier, Group Vice President Supply Chain Management. Er erklärt: „AI und Robotik bieten uns die Möglichkeit, auf mehrere Herausforderungen in der Logistik zu reagieren. Der Fachkräftemangel kann dadurch kompensiert werden, vor allem aber können wir die Verteilerzentren weiterhin nahe an unseren Kunden betreiben. Das stärkt den europäischen und vor allem den deutschen Standort.“

Über gezielte Recherche entdeckte man bei der Otto Group die visionäre Technologie von Covariant. Erste Treffen verliefen vielversprechend, der entscheidende Schritt aber war ein Besuch in Berkeley. Maier erinnert sich: „Wir sahen den Roboterarmen dabei zu, wie sie Objekte sortieren mussten. Für Menschen ist das eine gewohnte Tätigkeit: Wir erkennen die Dinge und wissen, wie wir sie greifen müssen. Eine Maschine muss das lernen. Sehr beeindruckend war die Handhabung eines Apfels. Zunächst konnte der Arm ihn nicht greifen. Also rollte er ihn ein Stück, um ein Gefühl für ihn zu bekommen, dann klappte es. Beim nächsten Versuch funktionierte es sofort. Wir konnten der AI beim Lernen zusehen.“ In diesem Video ist genau das zu sehen: der AI-geschulte Roboter entscheidet autonom, wie verschiedene Objekte gegriffen und bewegt werden können.

Auf das Sehen kommt es an
In den letzten drei Jahrzehnten wurden große Fortschritte bei der der Automatisierung des innerbetrieblichen Transports gemacht. Nun stehen wir am Anfang des Kapitels, in dem es darum geht, aufwändige, händische Arbeit zu automatisieren. Die Herausforderung besteht darin, dass man es mit einer dynamischen Situation zu tun hat – mit einer riesigen Vielfalt in Sachen Form, Farbe und Menge der zu verarbeitenden Waren. Robotergestützte Kommissionierung in großem Maßstab kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie von einer künstlichen Intelligenz unterstützt wird, die den Robotern „Augen“ und „Gehirne“ für die Interaktion mit einer dynamischen Umgebung verleiht. Das Schlagwort lautet „General AI“ – also eine künstliche Intelligenz, die nicht nur in vorgegebenen Pfaden entscheidet, sondern auch mit unbekannten Situationen umgehen kann. Dafür gibt es das Covariant-Brain: eine Einheit mit sechs Kameras, die über dem Roboterarm angebracht ist und für diesen nicht nur sieht, sondern auch aus vergangenen Operationen lernt. Darüber hinaus lernen alle Covariant-Roboter gemeinsam als Flotte, da sie mit demselben universellen KI-Gehirn verbunden sind – so wird sichergestellt, dass sich operative Verbesserungen automatisch im gesamten Netzwerk verbreiten.
Bei Covariant denkt man aber schon längst weiter.

Die Logistik ist ein ideales Feld, um mit AI daran zu arbeiten. Es handelt sich um ein typisches dynamisches Szenario. Die Maschine muss die Objekte erkennen können und dann entscheiden, was sie mit ihnen macht. Für uns ist das aber nur der Anfang – mit der Logistik lernen wir. Langfristig geht es uns darum, zahlreiche Arten von Bearbeitung in komplexen physischen Umgebungen automatisieren zu können. Die Grenze zwischen digitaler und physischer Welt wird dann fließend.

Peter Chen, Covariant-Gründer und AI-Visionär

Bekenntnis zur Zukunft
In diesem Sinne bewertet auch Konzern-Vorstand Service Kay Schiebur die Kooperation mit Covariant: „Es geht nicht nur darum, die Logistik etwas effektiver zu gestalten. Noch ist kaum absehbar, welche Einsatzmöglichkeiten es noch für generalistische AI in oder jenseits der Logistik geben wird. Aber klar ist, dass wir neugierig und mutig in diese Zukunft gehen.“

Angst vor einem „dark warehouse“, in dem alle Tätigkeiten von Robotern erledigt werden, ist unangebracht. „Wir gehen eher vom Gegenteil aus“, sagt Raphael Maier: „Mit der Einführung von AI entstehen mehr Kapazitäten für komplexe, kreative und wertschöpfende Tätigkeiten. Außerdem benötigt es viele Expert*innen, die die AI steuern und informieren.“ Kay Schiebur betont, dass die Kooperation mit Covariant ein typisches Otto Group-Investment sei, da sie auf zwei der Kernwerte des Unternehmens einzahle: Auf Performance und Innovation. „In Zeiten eines schwierigen Marktumfeldes ist es wichtig, dass Zukunftsinvestitionen nicht auf der Strecke bleiben“, betont Schiebur. „Wir investieren hier und jetzt in unsere Zukunftsfähigkeit, um unsere führende Position in Europa zu stärken.“


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