Karrierewege in der Otto Group: Anne Wien – von der Betriebsleitung in Langenselbold zur Leitung strategischer Lieferketten-Projekte in Hamburg

Anne, was hat dich motiviert, dich beruflich neu zu orientieren?
Es hat mich immer gereizt, mich weiterzuentwickeln, mehr Verantwortung zu übernehmen und meine Komfortzone zu verlassen. Daher habe ich stets die Augen offengehalten, um alle drei bis vier Jahre intern eine neue Position oder neue Aufgabenfelder übernehmen zu können.

Vor rund 18 Jahren habe ich direkt nach meinem Studium in der Otto Group Holding als Logistic Consultant angefangen. Anschließend war ich fast 15 Jahre lang bei der Hermes Fulfilment in Hamburg als Projektleiterin, Teamleiterin und Abteilungsleiterin beschäftigt – immer im Kontext von Logistikprojekten.
2020 hat mir dann der damalige COO von Hermes Fulfilment den Tipp gegeben, dass mir für meine weitere Karriere in der Otto Group zwei Dinge fehlen: Mobilität zeigen und Erfahrung im operativen Geschäft sammeln, dem „echten“ Logistikleben.

Es ergab sich dann die Chance, die Standortleitung für den Ein-Mann-Handling Betrieb von Hermes Fulfilment in Langenselbold bei Frankfurt zu übernehmen. Ein Betrieb mit ca. 120 Mitarbeitenden. Diese Herausforderung habe ich angenommen – das war ein echter Schritt aus der Komfortzone, für den ich aber belohnt wurde. Ich bin jede Woche nach Langenselbold gependelt und wer Erfahrungen mit der Bahn hat, weiß, dass dies eine gewisse Flexibilität und Frusttoleranz voraussetzt.

Als ich nach drei Jahren die Neuausrichtung des Standorts erfolgreich umgesetzt habe, wurde es für mich wieder Zeit für eine Veränderung. Nach der Erfahrung im operativen Geschäft wollte ich wieder auf eine höhere „Flugebene“ und mein Wissen über das „wahre“ Logistikleben in strategische Projekte einbringen – ein unmittelbarer Mehrwert für beide Seiten. Und so habe ich mich auf meine jetzige Position in der Otto Group Holding im Supply Chain Management beworben.

Was hat dich bewogen, deinen Wunsch nach Veränderung innerhalb der Otto Group umzusetzen?
Ich habe mich bewusst immer intern nach einer neuen Herausforderung umgesehen, da ich in all den Jahren immer gerne Teil der Otto Group war. Ich schätze die zwischenmenschlichen Beziehungen in meinem Netzwerk sehr und möchte mein gewonnenes Wissen gern aktiv weitergeben.

Wie lief der Prozess ab?
Bei meinen Schritt nach Langenselbold hat mich der damalige COO unterstützt. Beim Schritt zurück nach Hamburg war dann vor allem Eigeninitiative gefragt: Ich habe viele Gespräche mit verschiedenen Kolleg*innen im Konzern geführt. Dabei hieß es: Netzwerke nutzen, Tipps folgen und sich so nach und nach dem nächsten Schritt annähern. Dabei muss man initial noch gar keine fertige Vorstellung haben, Vieles ergibt sich Step by Step.

Was war für dich die größte Umstellung?
Was mir bei meiner jetzigen Tätigkeit manchmal fehlt, sind die kleinen, messbaren Erfolgserlebnisse, die ich im operativen Betrieb mit meinem Team fast täglich hatte. Waren Service-Level und Produktivitäten erreicht oder sogar übererfüllt, konnte ich zufrieden Feierabend machen. Im Projektgeschäft dauert es oft viel länger, bis man ein Thema oder Arbeitspaket erfolgreich abgeschlossen hat.

Was wünschst du dir für deine persönliche Entwicklung am meisten?
In meinem Bereich bearbeiten wir derzeit sehr viele verschiedene Top-Prio-Projekte. Das bedeutet vor allem, dass ich viele unterschiedliche Sichtweisen auf Themen höre, was sehr spannend ist. Im Rahmen der Diskussion um das künftige Logistiknetzwerk gilt es beispielsweise, die Perspektiven verschiedener Konzernfirmen zusammenzubringen. Ich bin offen für alles und lasse mich überraschen 😊.

Wie hat dich dein neues Team aufgenommen?
Das Team in Langenselbold hat mich durchaus erst einmal mit einer gewissen Skepsis aufgenommen: Zum einen, weil eine weibliche Betriebsleitung noch ungewohnt war. Zum anderen, weil ich gependelt bin und meinen Wohnsitz nicht komplett nach Hessen verlegt habe. Die anfänglichen Bedenken konnten wir in der Zusammenarbeit dann aber recht schnell überwinden und den Betrieb gemeinsam für die Zukunft aufstellen.

Als ich zurück nach Hamburg gekommen bin, wurde ich positiv empfangen; hier hat es mir geholfen, dass mich viele meiner Mitarbeitenden schon kannten. 

Gab es Herausforderungen, zum Beispiel die Sorge, mit der „alten” Führungskraft oder den Kolleg*innen zu sprechen?
Ich war immer in einem guten Dialog mit meinen Führungskräften, insofern habe ich offen mit ihnen über meinen Wunsch nach Veränderung gesprochen. Meinen Mitarbeitenden hingegen zu erklären, dass ich Langenselbold wieder den Rücken kehre, war für mich nicht so einfach.

Gibt es weitere Erfahrungen, die du hier teilen möchtest?
Bleibt dran, verfolgt eure Ziele und wartet nicht darauf, dass das jemand anderes es für euch tut.