Braucht es den neuen Laptop wirklich?
Braucht es den neuen Laptop wirklich?

Die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen ist eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam lösen können. Neben den strategischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Otto Group unterstützt das Unternehmen auch das Engagement von Mitarbeitenden, die ihren CO2-Footprint im Arbeitsalltag reduzieren möchten. Neue Tools helfen ihnen dabei. Wie das geht, erfahrt ihr hier im dritten Teil unserer Serie zu nachhaltiger Digitalisierung.

Die Corporate Website der Otto Group wird CO2-neutral gehostet. Sie liegt bei Netbuild, dem Betreiber eines Rechenzentrums im saarländischen Saarwellingen. Dort kann Serverleistung mit Strom gebucht werden, der komplett aus regenerativen Quellen stammt und bei dessen Erzeugung kein CO2 anfällt. Dem Ziel, bis zum Jahr 2030 in ihren Kernprozessen komplett klimaneutral zu sein, kommt die Otto Group damit einen weiteren Schritt näher. Klar ist aber auch: Die Möglichkeiten zur Treibhausgasreduktion sind noch lange nicht ausgeschöpft. Die Devise der Otto Group lautet: Viele einzelne Maßnahmen können einen großen Effekt haben.

Gegen das digitale Horten

Eine dieser Aktionen hat das alltägliche IT-Verhalten der Mitarbeitenden der Otto Group im Fokus. Melissa Kühn, Digital Responsibility Managerin der Otto Group, drückt es so aus: „Ganz ehrlich: Wir alle neigen in der digitalen Welt zum Horten. Wir behalten Unmengen an Daten – alte Präsentationen, Mails mit großen Anhängen, vor Unzeiten heruntergeladene PDFs – auch wenn wir diese nie mehr brauchen werden.“ Es gibt hauptsächlich drei Orte, an denen dieser Datenmüll liegen kann: lokal gespeichert auf dem Rechner, auf den Netzlaufwerken der Otto Group und der Konzerngesellschaften oder in der Cloud großer Anbieter wie Microsoft oder Google. Melissa erklärt: „Lokal auf dem Rechner zu speichern verbraucht keine zusätzliche Serverleistung – allerdings können andere nicht darauf zugreifen, deshalb speichern viele Mitarbeitende Dateien in der Cloud oder auf den Netzlaufwerken.“

Auf den digitalen Carbon Footprint hat der Speicherort großen Einfluss. Bevor es Cloud-Services gab, richteten die Otto Group und ihre Konzerngesellschaften lokale Rechenzentren ein, von denen der Großteil noch heute in Betrieb ist. Einige Daten müssen hier lagern, weil sie zu sensibel sind, um in der Cloud gespeichert zu werden. Der Punkt ist aber: Große Serverfarmen von Cloud-Anbietern können mit geringerem CO2e-Ausstoß betrieben werden als die kleinen, lokalen Rechenzentren der Otto Group. Den Grund dafür erfahrt ihr im zweiten Teil unserer Serie. Wenn nun Daten, noch dazu solche, die man vermutlich nie mehr benötigt, auf diesen lokalen Servern lagern, entstehen unnötige Emissionen, die leicht eingespart werden könnten. Melissa Kühn erzählt: „Unsere Konzerngesellschaft BAUR hatte die tolle Idee zu einem ‚digitalen Frühjahrsputz‘. Sie luden ihre Mitarbeitenden dazu ein, in einer gemeinsamen Aktion große Dateien entweder zu löschen oder in die Cloud zu verlagern. Alle in der Otto Group waren begeistert von dieser Idee. Deshalb haben wir beschlossen, die Initiative konzernweit zu übernehmen.“ Wichtig ist Melissa, zu betonen, dass es keinen Zwang gab – der digitale Frühjahrsputz war ein Angebot, keine Aufforderung. So gab es etwa Video-Tutorials, in denen zum Beispiel erklärt wurde, wie man besonders große und selten genutzte Dateien findet. Der Effekt davon war beachtlich: Innerhalb von zwei Wochen wurden insgesamt 6 Terabyte auf den Netzlaufwerken der Otto Group gelöscht und 110.000 Megabyte E-Mails – das entspricht schätzungsweise 750.000 E-Mails. In der Cloud ist der Speicher um drei Terabyte gewachsen, weil viele Dateien in die Cloud verschoben wurden, da sie dort weniger CO2-Emissionen verursachen. „Das Ganze entfaltet vor allem dann Wirkung, wenn es regelmäßig stattfindet. Genau das ist nun geplant“, sagt Melissa.

Nachhaltige Digitalisierung
Nachhaltige Digitalisierung

Nachhaltige Programmierung, bessere Performance

Es muss also generell ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass auch bei digitalen Vorgängen klimaschädliche Emissionen entstehen. Dazu trägt auch ein anderes Team bei: die Sustainable Programming Initiative des Otto Group Solution Provider (OSP). Der IT-Dienstleister hat sich auf Retail und Logistik spezialisiert und ist für verschiedene Unternehmen inner- und außerhalb der Otto Group tätig. Bei OSP werden Softwareprodukte und -lösungen in den Bereichen Digital Commerce sowie Warehouse & Supply Chain entwickelt, so beispielsweise in der Business Intelligence oder für die Webshop-Implementierung. 2021 überlegte man bei OSP, wie man das eigene Wirtschaften CO2-neutraler gestalten könnte. Bald ging es auch um das OSP-Kerngeschäft, die Softwareentwicklung. Es gab eine interne Ausschreibung. Daraus entstand die Sustainable Programming Initiative, ein Projekt, für das unter anderem Anja Luber, Data Engineer bei OSP, arbeitet. Sie erklärt: „Wie ein IT-Produkt programmiert ist, hat großen Einfluss darauf, wie viel Energie der Betrieb benötigt. Dabei sind drei Faktoren entscheidend: die Berechnung und Speicherung von Daten sowie deren Übertragung.“ Die Sustainable Programming Initiative stellt ein Tool bereit, in dem man den Energieverbrauch und CO2-Footprint der einzelnen IT-Produkte einsehen kann. Dieses wird noch um den Bezug der CO2-Äquivalente zu einer fachlichen Einheit ergänzt. So kann dann zum Beispiel der CO2-Verbrauch der IT pro Retoure dargestellt werden. An dieser Größe kann - unabhängig von der Anzahl der Retouren - die Nachhaltigkeit der IT-Infrastruktur dargestellt werden. Anja gibt ein einfaches Beispiel: Es macht  einen großen Unterschied, in welchen Formaten gewisse Informationen verschickt werden, ob man etwa eine winzige .json- oder eine umfangreichere .pdf-Datei sendet. „Im Projektgeschäft passiert es schnell, dass die Nachhaltigkeit hinten runterfällt, aber: Eine nachhaltige Programmierung kommt in der Regel auch der Performance eines Tools zugute.“

Ein Rechenbeispiel: In Logistikprozessen werden Versandinformationen übertragen. Wie viele Emissionen dabei entstehen, hängt maßgeblich vom verwendeten Dateiformat ab. Gerechnet auf ca. 115 Millionen Sendungen pro Jahr entstehen durch die Übermittlung als PDF knapp 176 mal so viele Emissionen wie mit dem .json-Format.

Quelle: Otto Group Solution Provider
Quelle: Otto Group Solution Provider

Bewusstsein führt zu Sparsamkeit

Sensibilität für die Emissionen, die im Arbeitsalltag entstehen, schafft auch ein Tool, das auf Initiative einiger Kolleg*innen aus der Otto Group IT selbst entwickelt wurde und das seit kurzem im Einsatz ist: die Carbon Footprint App.

Diese zeigt den CO2-Ausstoß der eigenen Arbeit anhand definierter Indikatoren, sofern die Mitarbeitenden sie nutzen möchten – die App ist ein Angebot, keine Pflicht. So fließen beispielsweise Daten aus Microsoft 365 mit ein: etwa wie viele Mails verfasst oder empfangen wurden, aber auch wie groß deren Anhänge waren. Dienstreisen und der verwendete Speicherplatz zählen ebenso dazu wie die Lebensdauer der Arbeitsgeräte wie Laptop und Handy – letztere sind übrigens für den Löwenanteil des persönlichen Carbon Footprints verantwortlich. Einsehen kann die App nur der bzw. die einzelne Mitarbeitende selbst, niemand sonst. Digital Responsibility Managerin Melissa Kühn erklärt: „Die App hilft dabei, den eigenen Impact sichtbar zu machen: Einerseits zeigt sie die persönlichen Erfolge nachdem man digital aufgeräumt hat und sorgt für einen zusätzlichen Motivationsschub. Andererseits hilft sie dabei, Entscheidungen nochmal zu überdenken. Zum Beispiel: Brauche ich jetzt schon einen neuen Laptop oder kann ich noch 6 Monate oder 1 Jahr warten? Kann ich die Dienstreise vielleicht doch mit der Bahn statt dem Flugzeug machen?“ Die Otto Group IT verfolgt noch ein weiteres Ziel mit der App: Sie soll langfristig für alle Konzerngesellschaften zur Verfügung stehen. „Damit hätte man einen riesigen Pool an Kolleg*innen. Und wenn wir alle unser Arbeitsverhalten ein bisschen anpassen, hat das einen gewaltigen Effekt.“

Noch nachhaltiger arbeiten.

Einfache Maßnahmen, mit denen wir alle CO2-Emissionen reduzieren können

 
Bewusster Mails schreiben: Statt „allen antworten“ nur den Personen antworten, für die die Nachricht relevant ist.
 

Smartphone nutzen: Bei schnellen Suchen im Netz hat ein Smartphone eine bessere Energiebilanz als ein Rechner.

 

Rechner ausschalten: Das US-Energieministerium empfiehlt, den Rechner bei Pausen von mehr als zwei Stunden auszuschalten.

 

Browser oder Tabs schließen: Oft sind mehrere Browserfenster den ganzen Tag offen. Das verbraucht unnötige Energie.

 

Monitor dimmen: Reduziert man die Helligkeit des Bildschirms von 100 auf 70 Prozent, kann das 20 Prozent Energie einsparen.


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