Umgang mit Chemikalien

Umgang mit Chemikalien
Umgang mit Chemikalien

In den verschiedenen Stufen der textilen Wertschöpfungskette spielen Chemikalien eine wichtige Rolle, um Eigenschaften wie Farbigkeit, Elastizität und Qualität sicherzustellen. Die Otto Group setzt sich vor allem bei den Fabriken für Nassprozesse (Färben, Waschen, Bedrucken) für einen sicheren und umweltschonenden Umgang mit Chemikalien ein.


Den größten Hebel für Verbesserungen haben wir, wenn wir über unsere Geschäftspartner das Bewusstsein in den tieferen Lieferketten für die Risiken im Umgang mit Chemikalien schärfen. Mit einem eigenen Programm unterstützen wir beim Aufbau von Knowhow und befähigen durch Hilfe zur Selbsthilfe und Trainings vor Ort. Durch diesen Ansatz konnte die Otto Group bereits in einigen Fabriken - insbesondere in Asien - deutliche Verbesserungen erreichen. 

Transparenz

Transparenz spielt für das Chemikalienmanagement der Otto Group eine entscheidende Rolle. Als Handelsunternehmen verfügen wir über keine eigenen Fabriken. Und auch in den Fabriken unserer Geschäftspartner erfolgt in den meisten Fällen nicht der größte Chemikalieneinsatz. Daher sind wir darauf angewiesen, dass unsere direkten Geschäftspartner uns mitteilen, mit welchen Akteuren sie in den tieferen Lieferketten zusammenarbeiten. Besonders relevant sind hierbei die Fabriken für Nassprozesse (Färben, Waschen, Bedrucken), da hier aus Sicht des Chemikalienmanagements die größten Hebel für Verbesserungen liegen. 

Richtlinien und Anforderungen

Mit folgenden Richtlinien und Hilfestellungen geben wir unseren Geschäftspartnern und den Fabriken für Nassprozesse Orientierung für einen verbesserten Umgang mit Chemikalien:

  • Unser Handbuch zum Chemikalienmanagement enthält Anleitungen und praktische Ratschläge, wie eine Fabrik ein gutes Chemikalienmanagement umsetzen und dadurch die Anforderungen der Otto Group und anderer Unternehmen erfüllen kann.
  • Als Mitglied des Bündnisses für nachhaltige Textilien (Textilbündnis), nutzt die Otto Group die Manufacturing Restriced Substances List (MRSL) der ZDHC Foundation (eine Stiftung, in der sich große Unternehmen zusammengeschlossen haben, um das Chemikalienmanagement weltweit zu verbessern) als Branchenstandard. Die MRSL definiert Grenzwerte für ausgewählte Chemikalien in der Textilproduktion und gibt Hinweise, welche vermieden und in der Produktion ersetzt werden müssen.
  • Eigene interne Vorgaben der Otto Group definieren Chemikalien, welche im Endprodukt entweder vollständig oder oberhalb eines bestimmten Grenzwertes verboten sind.
  • Zum Thema PFC haben wir eine Informationsbroschüre für unsere Geschäftspartner erstellt, die über die Gefahrenpotentiale aufklärt, geeignete Alternativen identifiziert und Empfehlungen zur Substitution aufzeigt. PFC sind per- und polyfluorierte Chemikalien, die wegen ihrer besonderen wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Endprodukten Anwendung finden.


Die Dokumente werden unseren Geschäftspartnern in der jeweils gängigen Landessprache zur Verfügung gestellt. Zugleich werden sie aufgefordert, diese an ihre Fabriken weiterzuleiten.

Monitoring

Um das Chemikalienmanagement der Partner gezielt zu verbessern, haben wir das EMPact-Programm entwickelt. Dieses bietet Geschäftspartnern und Fabriken ein vielfältiges und kostenloses Unterstützungsangebot. In diesem Rahmen dient die von einigen Konzerngesellschaften der Otto Group eingesetzte App The BHiveTM dazu, das Chemikalienmanagement auf Fabrikebene zu digitalisieren und so einen bewussteren, umwelt- und ressourcenschonenderen Umgang zu ermöglichen. Dabei ist es das übergeordnete Ziel, einen Überblick über die eingesetzten Chemikalien zu erlangen und gefährliche Stoffe zu ersetzen. Nach einer Pilotphase mit rund 35 Fabriken im Jahr 2021 konnten wir die Anwendung 2022 auf 85 Fabriken ausweiten. Für das Jahr 2023 planen wir, The BHive® in mindestens 100 Fabriken einzusetzen.

Darüber hinaus besuchen und trainieren wir die Fabriken in unseren Märkten vor Ort. Sollten wir währenddessen auf Missstände stoßen, begleiten wir einen Verbesserungsprozess in der Fabrik. Unsere Grundphilosophie ist dabei, gemeinsam und partnerschaftlich langfristige Verbesserungen zu erzielen. Dennoch gilt: Gezielte Sanktionen bis hin zur Beendigung der Zusammenarbeit drohen unseren Geschäftspartnern dann, wenn sich eine Fabrik den vorab festgelegten Verbesserungen im Chemikalienmanagement verweigert.

Partnerschaften

Komplexe Aufgaben entlang globaler Lieferketten können am wirkungsvollsten durch Partnerschaften angegangen werden. Aus dieser Überzeugung heraus engagiert sich die Otto Group in zahlreichen Initiativen und ist u.a. seit Juni 2015 Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien (Textilbündnis), das von der deutschen Bundesregierung initiiert wurde. Auch hier können wir durch die Bündelung verschiedener Kräfte unsere Reichweite in den Lieferkette erhöhen und gemeinsam Prozesse zielgerichtet verbessern. Da Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, hat das sektorübergreifende Vorgehen im Textilbündnis eine besonders große Wirksamkeit.

Erhöhung der Reichweite

Die meisten unserer Produkte werden in Fabriken gefertigt, zu denen wir keine direkten vertraglichen Beziehungen haben und in denen auch andere Unternehmen ihre Produkte herstellen lassen. Insbesondere bei vorgelagerten Produktionsstufen, wie den Nassprozessen, reicht der Einfluss eines einzelnen Unternehmens deshalb oftmals nicht aus, um Veränderungen zielgerichtet anzustoßen. In Bezug auf ein wirksames Chemikalienmanagement bedeutet dies, dass wir substanzielle Veränderungen dann erreichen, wenn wir mit anderen Unternehmen koordiniert zusammenarbeiten. Durch einheitliche Standards, einem gemeinsamen Verständnis und ein geschlossenes Auftreten in den Hauptbeschaffungsländern können wir Verbesserungen im Umgang mit Chemikalien wirkungsvoll anstoßen.

Ein Schwerpunkt des Textilbündnisses war es beispielsweise, mittels der Bündnisinitiative das Chemikalienmanagement zu vereinheitlichen, gemeinsam negative Umweltauswirkungen durch die Textilproduktion zu verringern und dafür relevante Maßnahmen zu entwickeln, zu denen die Bündnismitglieder berichten. Entsprechend gilt auch für die Otto Group, dass wir unsere laufenden Maßnahmen und Fortschritte an den Zielen des Textilbündnisses ausrichten. Im Rahmen unserer Mitgliedschaft veröffentlichen wir diese jährlich in einem Bericht.

Veränderung von Prozessen

Der Schwerpunkt des Chemikalienmanagements der Otto Group liegt in der Qualifizierung und Bewusstseinsbildung ihrer Geschäftspartner und deren Fabriken. Nachhaltige und langfristige Veränderungen erreichen wir, indem wir die Selbstbefähigung unterstützen, insbesondere über das Trainingsprogramm EMPact. Denn die Aufgabe besteht darin, besonders schädigende Chemikalien schrittweise und konsequent aus den Produktionsprozessen zu verbannen. Grundsätzlich sind Chemikalien für die industrielle Produktion von Textilien und Bekleidung unverzichtbar. Wir wollen jedoch daran mitwirken, schädliche Chemikalien durch unbedenkliche Alternativen zu ersetzen. Um die Umweltbelastungen zu reduzieren, muss zudem eine ordnungsgemäße Lagerung und die sachgemäße Entsorgung sichergestellt werden.

Sowohl die Qualifizierung der Akteure in den Lieferketten als auch die sukzessive Substitution schädigender Chemikalien und die Entwicklung einer einheitlichen Sprache sind Themen, die im Textilbündnis angegangen werden. Die dort entwickelten Qualifizierungsmaßnahmen ergänzen die Angebote unseres EMPact-Programms. So unterstützen wir die Entwicklung von Schulungsvideos zu unterschiedlichen Aspekten eines vorbildlichen Chemikalienmanagements entlang der Lieferketten. Außerdem haben wir an einer Broschüre mitgearbeitet, die die Anforderungen des Textilbündnisses an das Chemikalienmanagement einfach und mit Beispielen erklärt. Unterstützen konnten wir dabei auch mit Material aus unserem eigenen Chemikalienhandbuch. Als Otto Group begrüßen wir, dass das Textilbündnis die Manufacturing Restricted Substances List (MRSL) der ZDHC Foundation übernommen hat. Dadurch werden Vorgaben für die Fabriken weiter vereinheitlicht.

EMPact

In Anlehnung an den von uns entwickelten Managementprozess „impACT“ steht „EMPact“ für das Capacity-Building-Programm der Otto Group. Der Name verknüpft die Befähigung („Empowerment“) unserer Lieferanten mit den sich daraus ableitenden Handeln („act“).

Dialog und Selbstbefähigung

Insbesondere in den textilen Nassveredelungsprozessen (Färben, Waschen, Bedrucken) kommen viele unterschiedliche Chemikalien zum Einsatz. Einige können bei nicht fachgerechter Handhabung, Lagerung oder Entsorgung zur Gefahr für Mensch und Umwelt werden. Gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern fehlen hierfür in den Fabriken oftmals das Bewusstsein oder die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen. Um dem gezielt entgegenzuwirken, hat die Otto Group das EMPact-Programm ins Leben gerufen.

Das Programm hat zwei Schwerpunkte. Zunächst geht es um die Bewusstseinsbildung für die Auswirkungen unzureichenden Chemikalienmanagements – und zwar beim Fabrikmanagement wie auch bei den Angestellten. Danach wird das fehlende Know-how für Verbesserungsmaßnahmen aufgebaut. Dabei gehen wir immer auch auf spezifische, lokale Begebenheiten ein. Denn die Akteure in den Lieferketten stehen in Bezug auf das Chemikalienmanagement teilweise vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Gerade indem wir versuchen, diese Dialoge auf Augenhöhe zu führen, erreichen wir nachhaltige Verbesserungen durch EMPact.

Zur Unterstützung stellen wir allen unseren Geschäftspartnern ein Infopaket zur Weitergabe an die Fabriken für Nassprozesse zur Verfügung. Dieses besteht u. a. aus dem Handbuch für Chemikalienmanagement, der Manufacturing Restricted Substance List (MRSL) und einem Überblick über unsere weiteren Hilfsangebote. 

Training

Wir bieten unseren Geschäftspartnern und ihren Fabriken Trainingsprogramme an, um sie bei der Umsetzung neuer Maßnahmen und Prozesse ganz konkret vor Ort zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern Sequa gGmbH und Systain Consulting GmbH hat die Otto Group bereits im März 2016 ein Pilotprogramm entwickelt, das sich insbesondere auf Nassveredelungsfabriken konzentriert. Das 14-monatige Trainingsprogramm entstand in engem Austausch mit mehr als 40 unserer wichtigsten Geschäftspartner bzw. deren Fabriken für Nassprozesse aus China, Bangladesch und der Türkei sowie mit Expert*innen aus Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Durch eine Kombination aus mehrtägigen Schulungen zu relevanten Themen (u.a. Grundlagenwissen zu Chemikalien, sichere Lagerung, sicherer Handhabung, Abfallmanagement und Abwasserbehandlung) und Besuchen von Expert*innen vor Ort konnten die teilnehmenden Fabriken ihr Chemikalienmanagement substanziell verbessern. Einige der Ansätze teilen wir als Good Practices mit anderen Fabriken.

Das Pilotprojekt unseres EMPact-Programms haben wir unter Einbindung des Feedbacks unserer Projektpartner konsequent weiterentwickelt.

Erfolge

Auf Grundlage unseres EMPact-Programms konnten Verbesserungen in Fabriken für Nassprozesse in China, Bangladesch und der Türkei erreicht werden. Durch mehrtägige Schulungen und Besuche von Expert*innen vor Ort verzeichneten wir Erfolge in den Bereichen Chemikalienmanagement (Chemical Management), Lagerung (Chemical Storage), Handhabung (Chemical Handling), Abfallmanagement und Abwasserbehandlung (Chemical Disposal).

Bei den Trainings nahmen über 180 Nassprozessbetriebe sowie Vertreter von lokalen Branchenverbänden und Institutionen teil, um das Wissen weiter zu verbreiten. Insgesamt konnten mehr als 400 Personen erreicht und im Rahmen aller Schulungsprogramme insgesamt mehr als 200 Vor-Ort-Schulungen zur individuellen Unterstützung der Fabriken durchgeführt werden.

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