20.05.2015 | Hamburg
Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group, Hamburg, hat das Geschäftsjahr 2014/15 (28. Februar) mit einem leichten Umsatzwachstum und einem deutlichen Rückgang im Ergebnis abgeschlossen. Die Otto Group konnte ihren Umsatz zwar um 0,5 Prozent auf 12,057 Milliarden Euro steigern (Deutschland: +1,1 Prozent auf 7,139 Milliarden Euro). Das EBIT ging aber von 401 auf 79 Millionen Euro zurück, vor Steuern (EBT) musste die Otto Group sogar einen Verlust in Höhe von 125 Millionen Euro hinnehmen.
Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group, Hamburg, hat das Geschäftsjahr 2014/15 (28. Februar) mit einem leichten Umsatzwachstum und einem deutlichen Rückgang im Ergebnis abgeschlossen. Die Otto Group konnte ihren Umsatz zwar um 0,5 Prozent auf 12,057 Milliarden Euro steigern (Deutschland: +1,1 Prozent auf 7,139 Milliarden Euro). Das EBIT ging aber von 401 auf 79 Millionen Euro zurück, vor Steuern (EBT) musste die Otto Group sogar einen Verlust in Höhe von 125 Millionen Euro hinnehmen. Während sich das Geschäft in Deutschland und bei vielen bedeutenden Kerngesellschaften wie OTTO, Bonprix, der Witt-Gruppe, der EOS Gruppe und der Hermes Gruppe solide entwickelte, belasteten vor allem die Aktivitäten in Russland, Frankreich und den USA den Ertrag. Zugleich investierte der Konzern dreistellige Millionenbeträge in die IT, die Logistik sowie den Aufbau neuer, für die Zukunft wichtiger Geschäftsmodelle.
„Angesichts des schwachen deutschen Textilmarktes sind wir mit der Entwicklung im E-Commerce und bei unseren wichtigen Kerngesellschaften zufrieden“, betont Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender der Otto Group. „Unzufrieden sind wir hingegen mit dem Ergebnis, das durch geplante und ungeplante Gewinnrückgänge einiger Konzerngesellschaften und durch hohe Zukunftsinvestitionen belastet worden ist.“
E-Commerce
bleibt Wachstumsmotor
Im Geschäftssegment Multichannel-Einzelhandel
(MCE) war der Onlinehandel erneut der Wachstumstreiber. Die weltweit mehr als
100 Online-Shops der Otto Group konnten ihren Umsatz um 5,1 Prozent bzw. 300 Millionen
Euro auf knapp 6,5 Milliarden Euro steigern und bestätigen damit die führende
Stellung der Otto Group als weltweit zweitgrößter Onlinehändler mit dem
Endverbraucher. In Deutschland wuchs die Otto Group im Internet-Handel
ebenfalls um 5,1 Prozent bzw. 200 Millionen Euro auf knapp 4,2 Milliarden Euro
und konnte so ihre Position als führender Onlinehändler für Mode, Möbel und
Wohnaccessoires bestätigen.
Stabile Kerngeschäfte
Während in Deutschland die Umsätze im
Geschäftssegment Multichannel-Einzelhandel um 0,7 Prozent auf 6,075 Milliarden
Euro zulegten, gingen die Einzelhandelsumsätze im Ausland um 3,6 Prozent auf 3,842
Milliarden Euro zurück, vor allem bedingt durch das gestörte Russlandgeschäft
und den Umbau der französischen 3SI Group. Damit setzte das gesamte Segment
rund 9,917 Milliarden Euro um, 1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Wichtige Stützen des Konzerns waren abermals die großen und zumeist auch international gut positionierten Konzerngesellschaften OTTO, Bonprix, Baur und die Witt-Gruppe. Diese Gesellschaften, die für rund 50 Prozent des MCE-Umsatzes stehen, erwirtschafteten trotz des insgesamt rückläufigen Textilmarktes ein solides Wachstum bei ordentlichen Renditen. OTTO wuchs um 2,9 Prozent auf 2,335 Milliarden Euro, Bonprix legte um 0,6 Prozent auf 1,295 Milliarden Euro zu. Die Baur-Gruppe steigerte die Umsätze um 0,8 Prozent auf 674 Millionen Euro und die Witt-Gruppe um 1,4 Prozent auf 726 Millionen Euro.
Die Erlöse der Heine-Gruppe gingen leicht um 0,4 Prozent auf 481 Millionen Euro zurück. Schwab gab rund 9 Prozent auf 232 Millionen Euro nach. Frankonia wuchs um 3,4 Prozent auf 119 Millionen Euro. Die Mytoys-Gruppe konnte um 10,8 Prozent auf 424 Millionen Euro zulegen, hatte jedoch mit Problemen bei der Umstellung der Logistik zu kämpfen, was zu deutlichen Ergebnisverlusten führte. Gleiches gilt für Sportscheck. Bei den Münchnern sank zudem der Umsatz um 7,2 Prozent auf 296 Millionen Euro. Die Investitionen werden jedoch langfristig die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaften stärken.
Hervorragender
Start von Collins
Sehr
erfreulich entwickelten sich neue Geschäftsmodelle. Insbesondere das im Mai
2014 gestartete Open-Commerce-Modell Collins mit den Marken „About you“,
„Edited“ und „Sister Surprise“ konnte am Markt überzeugen. Mit rund einer
halben Million Kunden und einem zweistelligen Millionenumsatz zählt es zu den
am schnellsten wachsenden Startups und wurde von der Fachcommunity zum
„Start-up des Jahres“ gekürt.
Heterogene Auslandsmärkte
Heterogen stellte sich die Lage auf
den Auslandsmärkten dar. Die britische Konzerntochter Freemans Grattan Holdings
entwickelte sich weiter sehr positiv und legte um 15,7 Prozent auf 197
Millionen Euro zu, in Landeswährung betrug das Plus 8,7 Prozent. Die Otto Japan
Gruppe litt unter der schwachen Konsumstimmung und verlor 5,4 Prozent Umsatz.
Nach Wechselkurseffekten beträgt der Rückgang 10 Prozent auf 149 Millionen
Euro. Die noch im Aufbau befindlichen Aktivitäten in Brasilien entwickelten
sich entsprechend den ehrgeizigen Plänen und verdoppelten beinahe die Umsätze.
Problematisch war die Entwicklung im Wesentlichen bei drei Auslandsaktivitäten, die ungeplant unter schwierigen politischen Rahmenbedingungen leiden oder geplant restrukturiert werden. So hat der Rubelverfall im Zuge der Ukraine-Krise einen sehr negativen Einfluss auf die Entwicklung der Otto Group Russia. Das in den vergangenen Jahren stets wachsende und hochprofitable Unternehmen rutschte in die Verlustzone und musste erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Umsatzerlöse fielen um 23,5 Prozent auf 400 Millionen Euro. In Landeswährung betrug der Rückgang lediglich 2,5 Prozent. Das Unternehmen fährt nun auf Sicht, bis ein Ende der Währungs- und Konjunkturkrise abzusehen ist.
Die US-amerikanische Konzerntochter Crate and Barrel, die seit der US-Immobilienkrise eine durchwachsene Entwicklung durchlief, hat weitreichende Maßnahmen beim Produktsortiment und zur Steigerung der Effizienz eingeleitet. Dadurch wurde zwar ein negatives Ergebnis erzielt, doch zugleich eine Trendwende eingeleitet, die sich in steigenden Umsätzen ablesen lässt. So konnte das Unternehmen seine Umsätze um 6,5 Prozent auf 1,072 Milliarden Euro erhöhen.
In Frankreich durchläuft 3 Suisses, Kerngesellschaft der 3SI Group, weiterhin einen tiefgreifenden Transformationsprozess. Diese Transformation ist mit planmäßigen Umsatzrückgängen und Verlusten verbunden. So sanken die Umsätze der 3SI Group um 11,8 Prozent auf 851 Millionen Euro. Die Transformation soll bis Ende 2016 abgeschlossen sein.
Zweistelliger
Umsatzzuwachs im Segment Service
Das Segment Service, das maßgeblich durch die Hermes Gruppe
bestimmt wird, konnte die Umsätze um 14,9 Prozent auf 1,495 Milliarden Euro
steigern. Darin sind nur jene Umsätze abgebildet, die mit Kunden außerhalb der
Otto Group getätigt worden sind. Besonders erfolgreich entwickelten sich die
Aktivitäten in Großbritannien.
Das Segment Finanzdienstleistungen, das maßgeblich durch die EOS Gruppe in 26 Ländern geprägt ist, erwirtschaftete 644 Millionen Euro Umsatz und damit 5,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch hier belastete die Marktentwicklung in Russland die Umsatzentwicklung. Die Finnovato-Gruppe entwickelte und startete erfolgreich neue Geschäftsmodelle, etwa das innovative Crosschannel-Payment-System Yapital oder Riskident, eine intelligente Software, um Online-Betrug zu verhindern.
Hohe
Investitionen
Ungeachtet des herausfordernden
Geschäftsumfeldes hat die Otto Group im Geschäftsjahr 2014/15 weiterhin hohe,
zukunftsweisende Investitionen getätigt. Schwerpunkte waren die IT, die logistische
Infrastruktur sowie neue Geschäftsmodelle. Ein dreistelliger Millionenbetrag
floss in neue Konzepte wie Collins und Yapital, ähnlich hoch waren die
Investitionen in die dezentrale IT diverser Unternehmen der Otto Group. Mit
jeweils zweistelligen Millionenbeträgen wurde die Logistikinfrastruktur
ausgebaut und in die Beteiligung an innovativen Startups investiert. Über ihre
Corporate Venture Töchter Eventures und Project A hat sich die Otto Group seit
2008 mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag an rund 130 jungen
Unternehmen der Digitalwirtschaft in mehr als 10 Ländern beteiligt.
Neue Stellen
in Deutschland
Die unterschiedliche Entwicklung in Deutschland und den
Auslandsmärkten spiegelt sich auch in der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen wieder.
Während sich die Zahl der rechnerischen Vollzeitstellen (FTE) der Otto Group weltweit
leicht auf 54.037 verringert hat, stieg die Zahl der Stellen in Deutschland um
gut 550 auf 26.531 und in Hamburg um gut 100 auf 8.605.
Ausblick
Für das
laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand damit, dass die bedeutenden
Konzerngesellschaften aus dem Segment Multichannel-Einzelhandel wie OTTO, Baur,
Bonprix und die Witt-Gruppe sowie die das Segment Finanzdienstleistungen
prägende EOS Gruppe an die guten bis sehr guten Ergebnisse des zurückliegenden
Jahres anknüpfen und an Dynamik zulegen. Die Herausforderungen in Frankreich,
den USA und einigen deutschen Konzerngesellschaften werden mit Nachdruck bearbeitet.
Die digitale Transformation wird mit größerer Geschwindigkeit vorangetrieben.
„Wir werden erneut dreistellige Millionenbeträge in unsere IT, Logistik sowie
den Aufbau neuer Geschäftsmodelle investieren“, betont Hans-Otto Schrader, „um
die Zukunftsfähigkeit der Otto Group langfristig zu sichern.“ Als Ziel
formuliert der Vorstandsvorsitzende: „Die Otto Group wird im laufenden
Geschäftsjahr ein Umsatzplus von 3 Prozent erwirtschaften und eine Rückkehr in
die Gewinnzone schaffen.“